Der SV Kretzschau stand am 5. Spieltag der Kreisoberliga Burgenland vor einer Herkulesaufgabe: Auswärts beim Tabellenführer 1. FC Zeitz II, der bislang noch ohne Punktverlust durch die Liga marschiert. Trotz tapferer Gegenwehr und einer Stunde Spielzeit, in der vieles stimmte, hieß es am Ende doch klar und deutlich 6:0 für den Aufstiegsfavoriten.
Zeitz übernahm erwartungsgemäß von Beginn an die Spielkontrolle, mit viel Ballzirkulation, Seitenwechseln und dem bekannten Versuch, den Gegner in die Breite zu ziehen. Doch Kretzschau versteckte sich nicht: Immer wieder setzten die Gäste Nadelstiche im Umschaltspiel, besonders gefährlich in der 24. Minute, als Just nur knapp über das Tor zielte. Es hätte die Führung sein können, vielleicht sogar müssen.
Stattdessen schlug der Spitzenreiter zu: Ein langer Ball in die Schnittstelle, eine unglückliche Klärung – und nach einer Art Ping-Pong im Strafraum stand es in der 35. Minute 1:0. Ein Treffer, der symptomatisch für das Spiel war: Zeitz nutzte kleine Unsicherheiten sofort aus, während Kretzschau trotz guter Phasen leer ausging.
Auch nach der Pause zeigte Kretzschau Moral. Trotz Umstellungen – Stammspieler Balschun und Fuhrmann mussten vom Feld – hielten die Gäste dagegen. Doch in der 62. Minute wiederholte sich die Szene des ersten Tores: ein weiter Ball, dieses Mal ein unglücklicher Ballkontakt von Gottschild, der unfreiwillig zum Assist für den Gegner wurde – 2:0.
Von da an kippte die Partie endgültig. Zeitz presste hoch, erzwang das 3:0 und brach damit den Widerstand der Gäste. Die letzten 25 Minuten wirkten wie ein anderes Spiel: Die Köpfe hingen, die Laufbereitschaft im Mittelfeld und Sturm ging verloren, und Zeitz schraubte das Ergebnis mit drei weiteren Treffern auf 6:0. Aus 65 guten Minuten wurde am Ende ein bitteres Lehrstück.
Es war ein Spiel in zwei Akten: SV Kretzschau hielt lange gegen den Ligaprimus mit, zeigte Leidenschaft und taktische Disziplin – doch am Ende stand erneut eine deutliche Niederlage. Fünf Spiele, fünf Pleiten, 0 Punkte: die Realität ist knallhart, die Tabelle unbarmherzig. Wieder zeigte sich ein Muster: Gutes Mitspielen ohne zählbares Erfolgserlebnis, gefolgt von einem spürbaren Einbruch in Moral und Laufbereitschaft.
Für Kretzschau heißt es nun: die positiven 65 Minuten mitnehmen, die 25 katastrophalen schnell abhaken. Der Rücken ist zur Wand gedrückt, doch noch ist die Saison lang genug, um eine Wende einzuleiten. Nächste Woche wartet die nächste Chance auf den Befreiungsschlag.